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Hans-Jürgen Hübner:

Amerikaner in Kanada

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Geschichte und Gegenwart Kanadas

Version 1.12 (25. März 2011)

Inhalt

Abgrenzung

Die aus den USA kommenden Zuwanderer stellen eine eigene Einwanderungsgruppe dar, die jedoch mehrere andere Gruppen in sich trägt, die in Kanada ebenfalls als ethnische Minderheiten gelten. So sind unter ihnen Schwarze und Briten, Indianer, Deutsche und Italiener, aber auch Spanier, Isländer, Franzosen und zahlreiche weitere Gruppen mit ihren Sprachen vertreten.

In Nova Scotia betrachtete man bereits die Siedler, die aus den Neuenglandkolonien kamen als „Amerikaner“. In der Volkszählung von 1767 erscheinen sie bereits unter dieser Bezeichnung. Kanada neigt heute dazu, unter Amerikanern nur diejenigen zu verstehen, die Staatsbürger der USA sind. So konnte ein Kanadier per definitionem kein Amerikaner sein, auch wenn er von dort eingewandert war. In der Folge gab es angeblich nur 49.390 Amerikaner in Kanada. Dies konnte nur geschehen, weil man die ethnokulturelle Komponente zu unterschlagen versuchte.

Sieht man einmal von den kulturellen Zuschreibungen, üblicherweise Charakterzügen ab, die die Amerikaner gern als chauvinistisch, introvertiert, aggressiv wahrnahmen, so bleiben auch akzeptable Gründe, die eine ethnische Gruppe Amerikaner definieren. Zum einen ist es eine Tatsache, dass Millionen von Amerikanern von Süden nach Norden gingen, unter ihnen auch Schwarze, die eher vor der amerikanischen Südstaatenkultur flohen. Ähnliches gilt für amerikanische Indianer, die nach Norden flohen, und die gleichfalls meist keine Staatsbürger waren, und deren Verbundenheit mit der amerikanischen Kultur - aus guten Gründen - auch eher zweifelhaft ist. Hinzu kamen Zuwanderer aus den USA, die aber nicht dort aufgewachsen waren. Vor allem Skandinavier aus dem Mittleren Westen zogen den Norden vor.

Rund ein Viertel Jahrtausend lang wanderten, sieht man von den Indianern ab, die dies noch viel länger taten, Menschen aus den USA oder dem Gebiet seiner Vorgängerkolonien nach Kanada bzw. nach Britisch Nordamerika in den Grenzen ab 1783 aus. Zeitweise stellten sie die größte Einwanderergruppe überhaupt. In dieser langen Phase hat sich zudem die Zusammensetzung der US-Bevölkerung stark verändert.

Eine erste starke Zuwanderung fand zwischen 1749 und 1812 statt, als Amerikaner die größte Gruppe waren. Nach dem Ende des Krieges von 1812, wie er in der nordamerikanischen Geschichtsschreibung heißt, kam es praktisch zu keiner Einwanderung mehr, eine Phase, die bis etwa 1871 andauerte. Die einzigen Menschen, die von Süden einwanderten waren Schwarze, entweder Freigelassene oder Sklaven. Einen ersten Anstieg bewirkten Goldfunde am Fraser River im Jahr 1858, weitere Goldfunde, etwa im Yukon brachten Zehntausende nach Nordwesten. Den Höhepunkt der Zuwanderung bildeten die Jahre kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Nach einem deutlichen Rückgang bis in die 50er Jahre stieg die Zahl der Auswanderer nach Kanada wieder an.

Unter den Einwanderern waren religiöse Flüchtlinge, aber auch politische und rassisch Diskriminierte, andere suchten berufliche Perspektiven. Amische und Hutterer, pazifistische Gruppen deutscher Herkunft; andere kamen als Loyalisten nach der Gründung der USA. Dann kamen Schwarze über die Underground Railway, Indianer, die aus ihren traditionellen Gebieten vertrieben worden waren, schließlich Flüchtlinge vor dem Vietnamkrieg. Doch die meisten kamen aus Gründen der Ökonomie und der Stabilität des Systems, wobei zunächst die rücksichtslose Verteilung des Indianerlandes Bauern gute Möglichkeiten bot. Danach waren es die Natur- und Bodenschätze, deren Plünderung und Abbau Tausende anzog. In den letzten Jahrzehnten waren es Arbeitsmöglichkeiten an Universitäten, in der Medizin und in den Ingenieursberufen, die entsprechend qualifizierte Amerikaner nach Norden zogen.

Die meisten Einwanderer aus dem Süden hatten einen Vorteil, denn sie sprachen Englisch, sieht man von Indianern und einigen religiösen Gruppen ab. Dabei tendierte der Osten, ähnlich wie in den USA, zu einem englischeren Englisch, der Westen war eher vom Yankee English gekennzeichnet.

Einwanderung

Die Einwandererzahlen der Amerikaner sind in der Frühphase nur grob zu schätzen, doch auch später wurden sie nicht erfasst. So unterschieden selbst noch 1870 bis 1915 die Grenzposten nicht zwischen Aus- bzw. Einwanderern und Grenzgängern. Dementsprechend leicht kehrten viele „Kanadier“ wieder in die USA zurück. Amerikaner wurden von kanadischer Seite gar nicht als Minderheit gesehen.

Alles in allem ist es daher nur näherungsweise möglich, eine Vorstellung von den Zuwanderungsraten in den Jahrzehnten von 1749 bis 1989 zu geben, genauer wird das Bild etwa ab 1901. Von 1749-1760 kann man mit etwa 4.000 einwandernden Amerikanern rechnen, von 1761-1770 vielleicht mit 10.000, im folgenden Jahrzehnt etwa mit 3.000. Mit der amerikanischen Unabhängigkeit schnellten diese Zahlen nach oben. So dürften 1781-90 rund 50.000 Menschen die Grenze überschritten haben, im folgenden Jahrzehnt weitere 25.000, dann zwischen 1801 und 1810 erneut etwa 50.000. Mit dem Krieg zwischen den USA und Großbritannien (1812-15) kamen vielleicht noch 5.000, davon die Hälfte Schwarze, 1821-30 gar nur noch 2.000. Diese Zahl stieg im folgenden Jahrzehnt auf vielleicht 3.000, hinzu kamen 5.000 Schwarze. Ihre Zahl stieg im folgenden Jahrzehnt auf 20.000, die der übrigen Amerikaner auf 40.000. Der Sezessionskrieg ließ die Gesamtzahl der Zuwanderer aus dem Süden zwischen 1861 und 1870 auf rund 10.000 einbrechen.

Diese Zahl stieg in den folgenden Jahrzehnten wieder auf je 30.000, dazu kamen weit über 10.000 Indianer auf der Flucht vor der US-Armee und vor Milizen. 1891 bis 1900 stieg die Zahl der Auswanderer nach Kanada auf 70.000. Den Höhepunkt bildeten jedoch bei Weitem die beiden ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Kamen im ersten Jahrzehnt 458.000, so stieg diese Zahl zwischen 1911 und 1920 gar auf 625.000. Im folgenden Jahrzehnt sank sie drastisch auf 198.000, um 1931-50 auf 77.000 bzw. 70.000 pro Jahrzehnt zu sinken. Die 60er und 70er Jahre waren vor allem durch Vietnamkriegsverweigerer gekennzeichnet, so dass die Zahlen auf 166.000 bzw. 178.000 hochschnellten, um in den 80er Jahren wieder auf 63.106 abzusinken. Auch danach wanderten etwa 5.000 Amerikaner pro Jahr aus, noch im Jahr 2000 waren es 5.828. 2005 waren es jedoch bereits 9.262, dann im Jahr 2006 10.942

Zwischen 1749 und 1991 wanderten dementprechend 2.378.800 Amerikaner ein, insgesamt rund 2,5 Millionen. Die Zahl der Frauen unter ihnen lässt sich nicht einmal grob ermitteln. Sie waren besser gebildet und besaßen mehr Vermögen, als die Angehörigen anderer Einwanderergrupppen. Viele Flüchtlinge, Exulanten, aber auch Ärzte kehrten zurück, während Farmer und Angehörige religiöser Gruppen meist blieben. Die meisten Schwarzen gingen in den Südwesten Oberkanadas, einige nach Vancouver Island und Alberta. In den 70er und 80er Jahren zogen viele Amerikaner in den Nordosten, weil sie die ländliche Ruhe suchten. Hingegen zogen die Kriegsverweigerer eher nach Montreal, Toronto und Vancouver, wo Unterstützergruppen aktiv waren.

Ansiedlung

Bereits im 17. Jahrhundert kamen Fischer aus Neuengland nach Neuschottland. Einige von ihnen stiegen ab 1713 in der Kolonialadministration auf. Nachdem die Festung Louisbourg von Neuengland mit britischer Flottenunterstützung 1745 erobert, aber 1747 an die Franzosen zurückgegeben worden war, kamen weitere Neuengländer in die Region.

Die britische Regierung versuchte 1749 bis 1752 britische Kolonisten anzulocken, vielfach ehemalige Soldaten und Seeleute. Hinzu kamen die sogenannten „foreign Protestants“, Protestanten aus dem Ausland also. Nach der Rückeroberung von Louisbourg im Jahr 1758 bevorzugte man mangels Anwerbungserfolgen Siedler aus Neuengland. Während die französischen Akadier enteignet wurden, warb man für das von ihnen urbar gemachte Land in Neuengland Siedler an. Insbesondere Siedlungswillige aus Rhode Island, Connecticut und dem Südosten von Massachusetts wurden angezogen, und sie stellten die meisten der 8.000 bis 12.000 Zuwanderer aus Neuengland in den Jahren 1759 bis 1762. Sie zogen überwiegend in das Annapolis- und das St John’s-Tal. Es handelte sich meist um Familien. Hingegen zogen Singles eher in die Fischerorte, um von dort aus weiter zu ziehen.

Die Neusiedler unterschieden sich von den Altsiedlern durch ihre eher evangelikalen statt puritanisch-calvinistischen Einstellungen, und sie sprachen einen etwas abweichenden Dialekt. Im Gebiet von Nova Scotia, Cape Breton und des späteren New Brunswick, sowie auf St John’s Island, dem späteren Prince Edward Island, stellten die Amerikaner 1767 die größte Einwanderergruppe dar. Jeder zweite dürfte aus Neuengland gekommen sein. Nach 1790 kam es zu einer verstärkten britischen Einwanderung nach Nova Scotia, doch blieb ein Teil der Provinz amerikanisch geprägt.

Nach 1760 zogen mehrere hundert Neuengländer nach Québec. Ehemaligen Offizieren und Soldaten bot man umfangreiche Ländereien an. Da sich der Gegensatz zwischen London und der Unabhängigkeitsbewegung zuspitzte, zogen nur noch wenige Amerikaner nach Montreal und Québec, einige hundert siedelten im Richelieu-Tal. Einer von ihnen, Moses Hazen, rekrutierte 1776 Männer für die US-Armee. Andere, wie Peter Pond, spielten eine wichtige Rolle im Pelzhandel. Doch die wirtschaftliche Not und der sich zuspitzende Konflikt veranlassten viele Amerikaner, Nova Scotia ab 1765 südwärts zu verlassen.

Loyalisten (1775 bis 1798)

Eine geradezu massenhafte Zuwanderung begann mit dem allgemeinen Aufstand ab 1775. Etwa 20 % der Bevölkerung standen explizit auf britischer Seite. Viele waren Soldaten oder Kleriker der Church of England. Viele kehrten über den Atlantik zurück, doch die meisten zogen ab 1778 nordwärts. 1779 kamen zu diesen Loyalisten die Six Nations of the Iroquois (Irokesen), nachdem die amerikanische Armee ihre Dörfer im Hudson-Tal zerstört hatte. 1780 lagerten hunderte von Flüchtlingen vor Fort Niagara, die bald darauf die Niagara-Halbinsel besiedelten. Die Mohawk hatten sich dem amerikanischen Lebensstil am stärksten angepasst.

London verlor den Krieg bereits 1781 und opferte seine Verbündeten, von denen die meisten nach New York gingen. Britische Agenten bereiteten die Kolonien in Neuschottland und Québec, aber auch in der Karibik auf die zu erwartenden Flüchtlingsströme vor. Im Herbst 1782 zeichnete sich ab, dass die Loyalisten die Verlierer der Friedensverhandlungen sein würden. Sir Guy Carleton, der britische Oberkommandierende in New York, bereitete die Emigration nach Nova Scotia, das zu dieser Zeit noch New Brunswick einschloss, vor. Auf den Inseln St John, Cape Breton und Neufundland gab es zu wenig Land. Am 22. September 1782 verkündete er die Ausgabe von Land ohne Gebühren und Quitrents. Familien sollten 240 Hektar Land, Singles die Hälfte bekommen. 1783 wurde diese Politik auch auf ehemalige Soldaten ausgedehnt. Nach komplizierten Verhandlungen mit den USA durften auch Schwarze als Freie auswandern. In einem Book of Negroes wurden mehr als 3.000 Namen erfasst, was 10 % der Vertriebenen entsprach.

Während Neufundland kaum Loyalisten aufnahm, gelangten je 1.000 von ihnen nach Cape Breton und auf Saint John’s Island. Rund 35.000 kamen nach Nova Scotia, über 10.000 nach Quebec, vor allem aber nach Oberkanada. Rund 2.000 gingen in das Gebiet um Sorel bei Montreal.

Von den Armeeangehörigen waren viele Deutsche, genauer Hessen, aber auch Iren, Schotten und Engländer. Von den Deutschen waren viele Mennoniten und Tunker, mehr als 3.000 waren Schwarze, meist ehemalige Sklaven, dazu kamen mehrere tausend Irokesen. Die Mehrheit der Flüchtlinge wollte sich an das neue Regime nicht anpassen und zog das Exil vor, wobei viele von ihnen der Sklaverei positiv gegenüber standen. Mehr als vier Fünftel von ihnen waren Bauern, der Rest Handwerker, Händler und Angestellte. 13 % der Haushaltsvorstände, die Unterstützung beantragten, waren Frauen, insgesamt stellten Frauen etwa 30 % der erwachsenen Loyalisten im östlichen Oberkanada.

Die Schwarzen wurden meist von den übrigen Loyalisten abgesondert, insbesondere in Neuschottland, und viele von ihnen verließen Kanada in den 1790er Jahren, um nach Sierra Leone zu gehen.

Die anderen Loyalisten siedelten sich vor allem am Saint John River und um Port Roseway an, das in Shelburne umbenannt wurde. Letzteres liegt an der Südwestküste der Kolonie. Im Westen der Provinz Quebec entstand 1784 eine Zeltstadt bei Cataraqui (Kingston), einige militärische Einheiten erhielten zusammengehörige Landblöcke. Doch Shelburne, das zeitweise über 10.000 Einwohner hatte, schrumpfte auf die Größe eines kleinen Dorfes zusammen. Auch Saint John und Kingston wiesen eine enorme Fluktuation auf. Man schätzt, dass vielleicht die Hälfte der mehr als 50.000 Flüchtlinge der Jahre 1775-85 nicht in Kanada blieb, sondern nach und nach zurückkehrte.

Nach Québec hingegen setzte sich die Auswanderung fort. So stieg die Zahl der Englisch sprechenden Siedler der Kolonie von 10.000 auf 30.000 in den Jahren 1791 bis 1812. Sie wurden häufig als „late Loyalists“ bezeichnet. Es waren Quäker und Mennoniten, die die Befreiung vom Militärdienst anzog. Andere zog das von der Regierung bereitgestellte Land an. Bis 1798 erkannte die Regierung von Oberkanada jeden Amerikaner als Loyalisten an, ohne viele Fragen zu stellen.

Britisch-amerikanischer Krieg von 1812 bis 1815

Auch danach ließ die Zuwanderung von Süden keineswegs nach, so dass die Altsiedler sich von den Neusiedlern bedroht fühlten und man von der „Amerikanischen Gefahr“ sprach, dem „American Menace“. Während des britisch-amerikanischen Krieges von 1812 bis 1815 waren rund 80 % der Bewohner Oberkanadas Amerikaner, einer Kolonie, die 1813 rund 136.000 Einwohner aufwies. Selbst in Unterkanada stellten sie 10 % der Bevölkerung.

Das Jahr 1812 veränderte die Zuwanderungssituation der Amerikaner dramatisch. Zum einen sahen sie sich Feindseligkeiten und Ablehnung ausgesetzt, zum anderen kam die Zuwanderung aus dem Süden praktisch zum Erliegen. Darüber hinaus warb London nun verstärkt Briten an, deren Ankunft im Westen die Bedeutung der dort teils dominierenden Amerikaner verminderte. Hinzu kam, dass ab 1816 späte Frosteinbrüche viele amerikanische Farmer wieder nach Süden über die Grenze trieben. Wenn zwischen 1815 und 1871 Amerikaner nach Kanada kamen, dann waren es meist schwarze Sklaven, obwohl dort die Sklaverei keineswegs verboten war. Ein entsprechendes Verbot erging erst 1833 und erlangte im folgenden Jahr Gültigkeit.

Während die britischen Truppen südwärts vorrückten, gerieten viele Sklaven hinter die Linien, so dass etwa 2.400 von ihnen zwischen 1813 und 1816 vor allem aus Maryland und Virginia nach Kanada kamen. 2.000 von ihnen wurden nach Neuschottland gebracht. Dort wurde das Land schnell knapp, was ihnen das Überleben erschwerte. Die britischen Behörden dachten hier und da über die Rückverbringung in die USA oder nach Afrika nach, 1820 wurden einige nach Trinidad gebracht. Die in Neuschottland Verbleibenden waren mit Diskriminierung und gelegentlich Feindseligkeiten konfrontiert.

Einige schwarze Gemeinden entstanden, wie etwa in Amherstburg oder Niagara, doch erst in den 1830er Jahren nahm die Flucht nach Kanada größere Ausmaße an. 1860 sollen in Oberkanada rund 75.000 flüchtige Sklaven gelebt haben, jüngere Schätzungen gehen eher von 30.000 aus, zu denen 10.000 freie Schwarze kamen. In den Volkszählungen erscheinen viel weniger Sklaven: 1851 waren es 4.669, 1861 11.223, doch selbst die Beamten der damaligen Zeit bezweifelten diese Zahlen. So wurden etwa mehr schwarze Frauen als Männer erfasst, obwohl die Mehrzahl der geflohenen Sklaven Männer waren. In den 1850er Jahren, nachdem ein Gesetz verabschiedet worden war, das die Auslieferung flüchtiger Sklaven, die die Flucht in sklavenfreie Staaten geschafft hatten, vorsah. Damit blieb nur Kanada als Fluchtziel.

Viele der Flüchtigen nutzten die erlernten Fertigkeiten und arbeiteten im Gastgewerbe, etwa als Kellner. Schwieriger war es, Land zu erwerben, einige philanthropische Projekte scheiterten. Erfolgreicher war das Buxton settlement bei Chatham in Neubraunschweig, das von einer in den 1850er Jahren gegründeten Gesellschaft durchgeführt wurde. Doch selbst ihr Gründer, der presbyterianische Priester William King musste 1860 einräumen, dass es ihm unmöglich war, die Vorurteile gegen Schwarze zurückzudrängen. Trotzdem wurden 300 Familien angesiedelt, 5.000 Acre Land kultiviert. Im Laufe der 1870er Jahre löste sich die Siedlung allerdings auf. Dabei litten die Flüchtlinge nicht nur unter Vorurteilen, sondern auch unter dem aufkommenden Anti-Amerikanismus und der Sorge vor fehlender Loyalität. Eine gewisse Segregation verbreitete sich - auch wenn viele Kanadier die Flüchtlinge unterstützten. Ihre Loyalität gegenüber der Regierung zeigte sich 1837, als sich tausend von ihnen als Freiwillige meldeten, um die Rebellionen dieses Jahres zu unterdrücken.

Kanada weigerte sich Sklaven auszuliefern, auch wenn diese auf der Flucht kriminelle Handlungen begangen hatten, wie etwa Pferdediebstahl. Sie sahen diese Handlungen als Nebenschaden, der auf der Flucht gleichsam auftreten musste, und sie hielten die entsprechenden Vorwürfe von US-Seite für einen Vorwand, unter dem Schwarze zurückgeholt werden sollten, um weiterhin Sklaven zu bleiben. Trotz des Webster-Ashburton treaty von 1843, ein Vertrag, der den Grenzverlauf zwischen Maine und New Brunswick festlegte, und der unter bestimmten Umständen die Auslieferung vorsah, hat sich dieser Ansicht in keinem einzigen Fall ein Gericht angeschlossen, so dass kein Sklave ausgeliefert wurde.

1858 verließ eine organisierte Gruppe freier Schwarzer San Francisco Richtung Vancouver Island, 400 befreite Familien, meist literate Kleinbesitzer, zogen nach Victoria, von dort weiter in abgelegene Gegenden, wie Saltspring Island. Von den rund 25.000 Männern aus aller Welt, die von Kaliforniens Gold angelockt, nun nordwärts aufbrachen, waren viele Schwarze. Die Hudson's Bay Company fürchtete, dass die Amerikaner außer Kontrolle geraten könnten, und dass sie bald den Anschluss an die USA verlangen würden, die bereits 1846 den 49. Breitengrad als Grenze durchgesetzt hatten und unter Präsident James K. Polk drohten, weiter nach Norden zu ziehen. Mit der Besetzung von Kalifornien und Texas durch die USA bestätigte sich die Furcht vor der Expansion des aggressiven Nachbarn, erst recht mit dem Kauf Alaskas. Doch die kanadischen Goldfunde waren zum einen schwieriger zu ergraben - erforderten also Großtechniken, Kapital und industrielle Organisation -, zum anderen verstreuter gelegen. Das Frasertal, dann ein weiterer Goldrausch im Cariboo-Gebiet, dann in den Kootenays und weitere kleine Goldräusche zogen zwar viele Amerikaner nach Norden, doch spätestens bei Beginn des Bürgerkriegs zogen sie überwiegend wieder in ihre Heimat zurück. Die später dort erscheinenden Prospektoren, die Rohstoffe abbauen wollten, waren keine einzelreisenden Individuen mehr, sondern Bergarbeiter oder Industrielle.

Sezessionskrieg

Mit dem 1861 beginnenden Sezessionskrieg in den USA riss die Einwanderung von dort praktisch ab, viele Amerikaner gingen in ihr Heimatland zurück. Nachdem Abraham Lincoln ab 1863 das Recht der Staaten, die Union zu verlassen, mit der Sklavenfrage verbunden hatte, wuchs die Sympathie für die Nordstaaten. Diese wurde noch gestärkt, als einige Konföderierte nach Kanada auswichen, um von dort aus Guerillaunternehmungen gegen die Union durchzuführen. Zu den bekanntesten dieser Raids zählte der St. Albans Raid von 1864. Auch London unterstützte die Union, wobei man fürchtete, die im Krieg aufgerüstete Unionsarmee könnte nach Kriegsende dazu übergehen, auch Britisch-Nordamerika zu besetzen. Besonders gefährlich waren die irischen Amerikaner für die britische Politik, denn diese Fenians, die 1866 und 1867 militärisch aktiv wurden, aber auch der Kauf Alaskas durch die USA im Jahr 1867 schien in diese Richtung zu weisen, zumal es im Westen starke Sympathien für die US-Expansion gab. Als Reaktion auf diese massive Bedrohung ist die Verbindung von Upper Canada, Lower Canada, Nova Scotia und New Brunswick zur Dominion of Canada zu verstehen.

Neben den übrigen US-Gruppen zogen viele Schwarze nach der Sklavenbefreiung wieder in die USA. Da sich zudem Washington und London trotz gelegentlich gegenteiliger politischer Rhetorik auf einen Frieden einigten, und die Grenze genauer überwachten, nahm das Hin und Her an dieser Grenze erheblich ab. Im Vertrag von Washington, auf den man sich 1871 einigte, wurde der Grenzverlauf genauer festgelegt, und Großbritannien konnte seine Truppen erheblich reduzieren. Nun kamen auch wieder Amerikaner ins Land.

Von der Staatsgründung bis zum Ersten Weltkrieg

Zwischen 1871 und 1914 lassen sich bei diesen Einwanderern drei Kategorien unterscheiden. Zu ihnen zählten Unternehmer, die verstärkt in die Rohstoffindustrie investierten oder Fabriken errichteten, Saisonarbeiter in der Rohstoffindustrie und in der Landwirtschaft sowie Farmer. Dabei blieb die Zuwanderung aus dem Süden bis 1896 eher gering. Es waren vielfach Viehtreiber und Händler, vor allem von Spirituosen - wegen diesen wurde 1873 die North-West Mounted Police gegründet. Nur Manitoba versuchte, in größerem Umfang auch Siedler zu gewinnen, was sicherlich mit der landschaftlich offenen, fast unmerklichen Grenze zwischen den Präriegebieten zusammenhing.

Erst Anfang der 90er Jahre begann die kanadische Regierung, verstärkt in den USA für die Siedlung in Kanada zu werben. Ab 1896 waren diese Bemühungen ausgesprochen erfolgreich, so dass insgesamt mehr als eine halbe Million Siedler den 49. Breitengrad nordwärts überwand, und sich im Westen Kanadas ansiedelte. Die Art der Landaufteilung hatte Kanada zwischen 1869 und 1871 nach ausgedehnten Beratungen mit dem US Land Office ausgestaltet. Das in den USA entwickelte Rechtecksystem, bei dem jedes Rechteck 640 Acre umfasste und jede Township 36 dieser als sections bezeichneten Landflächen, wurde nach Kanada übertragen. Auch die Art, in der die Kommunikation zwischen Alt- und Neusiedlern aufgenommen wurde, war in den USA, genauer in Wisconsin entwickelt worden. Selbst die Übernahme angeblichen „freien“, also „ungenutzten“ Landes durch die Neusiedler wurde nach US-Vorbild angelegt. Bedingung für die Übernahme einer Viertel-Section, also von 160 Acre, war ein Haus und die Landnutzung, also eine Verbesserung im Sinne kapitalistischer Nutzung. Dadurch entstand eine extensive Landspekulation, so dass bald mehr Siedler ihr Land von dazu angelegten Gesellschaften erwarben, sowie von Eisenbahngesellschaften, als unmittelbar aus der Gewinnung durch Nutzung und Hausbau. Viele der Siedler, die als erfahren in der Bebauung und Nutzung auch trockener Gebiete galten, siedelten sich im Süden von Saskatchewan und Alberta an, also vor allem im Palliser-Dreieck. Dabei war das Gebiet im Vergleich zu den dichter besiedelten in den USA sehr viel preisgünstiger zu erstehen. Manch einer verkaufte sein teures Land und kaufte billiges in Kanada, in der Hoffnung, dieses bald teurer verkaufen zu könnnen - etwa, um Schulden abzubezahlen.

Im Palliser-Dreieck siedelten viele trockenbodenerfahrene Farmer aus den USA

Ab 1896 kamen die meisten Siedler familienweise und mit Kapital ausgestattet aus dem mittleren Westen. Die offizielle Rechnung lag bei tausend Dollar pro Kopf, dabei kamen je nach Berechnungsgrundlage zwischen 1900 und 1920 rund 270 Millionen bis 1 Milliarde Dollar Kapital und Eigentumswerte nach Kanada. 1911 wies Manitoba 16.326 in den USA Geborene auf, Alberta 81.357, Saskatchewan 69.628, wobei zu dieser Zeit bereits viele Amerikaner heimgekehrt waren.

Paul Harvey nahm an, dass die in den USA geborenen Neusiedler von 1901–11 nur 60 % der Gesamtzahl darstellten. Etwas mehr als die Hälfte der in den USA geborenen und nach Kanada eingewanderten Siedler stammte ursprünglich aus Großbritannien, 16 % waren Deutsche, 15,7 % Skandinavier, 5,5 % Franzosen, 2,2 % Niederländer. Dagegen wanderten angesichts der Trockenheit ab 1912 viele Amerikaner wieder zurück. Zwischen 1902 und 1914 wurden über 74.000 Amerikaner naturalisiert, mehr als ein Drittel aller Naturalisierten in Kanada.

1887 begann ein erster Zuzug von Mormonen, als eine von Charles Ora Card geführte Gruppe im Südwesten Albertas ankam. 1906 lebten um Cardston fast 4.000 Bewohner in den dortigen Mormonensiedlungen. Zwischen 1898 und 1914 wanderten 8.500 Mormonen aus, die meisten von ihnen nach Cardston.

Ähnlich steil stieg die Zahl der Mennoniten, die zunächst wohl nicht mehr als 5.000 zählten. Doch im Gegensatz zu den europäischen Mennoniten, die sich in bestimmten Distrikten ballten, verstreuten sich die amerikanischen im gesamten Westen.

Die Zuwanderung Schwarzer verstärkte sich erst wieder mit der Verschlechterung der Rassengesetzgebung in den USA ab 1899.

Mehrere tausend Indianer überquerten die Grenze regelmäßig, wobei in den 1870er und 1880er Jahren viele von ihnen vor der US-Armee flohen. Weder die USA noch Kanada beanspruchten sie jedoch als Bürger, so dass hierin eine im Staatsdenken des 19. Jahrhunderts gar nicht vorhandene Auswanderung bestand.

Der Zustrom von Amerikanern endete mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, jedoch war er bereits in den Jahren zuvor rückläufig gewesen. 1913 waren es aber immerhin noch 97.712.

Erster Weltkrieg

Einige Amerikaner kamen explizit mit dem Wunsch nach Kanada, im Krieg eingesetzt zu werden, insbesondere in der Royal Air Force. Doch der überwiegende Teil der rund 40.000 Amerikaner kam während der Kriegsjahre aus anderen Gründen. Die meisten von ihnen gingen in den kanadischen Westen, wo die Alliierten Arbeitskräfte für den Brotkorb ihrer Kriegspartei brauchten. Zu ihnen kamen, insbesondere nach dem Kriegseintritt der USA 1917, Pazifisten und pazifistische religiöse Gruppen. So kam es, trotz der zwiespältigen Rekrutierungspolitik Kanadas, mit den Mennoniten und auch den Doukhobor zu Konzessionen. Dies war ein besonders schwieriger Balanceakt für Gruppen, die als Deutsche identifiziert wurden.

Die meisten Mennoniten waren Männer, die die bereits vorhandenen Mennonitensiedlungen im Auge hatten. Die Hutterer hingegen bewegten sich als Volk. 16 der 17 Gemeinden aus Süd-Dakota zogen 1918 nach Manitoba und Alberta - trotz ihres Pazifismus' wurden sie von der kanadischen Regierung dazu ermutigt. Sie galten als „sauber, ehrenhaft, fleißig und gesetzestreu“ und waren daher gern gesehen. Zudem forderten sie, im Gegensatz zu den Mennoniten, keine eigenen Schulen. In Manitoba siedelten die meisten Hutterer unter Frankokanadiern westlich von Winnipeg. Dort waren sie wohl gelitten, denn das französische Kanada wehrte sich gegen die allgemeine Mobilmachung. In Alberta zogen die Hutterer in den Südwesten der Provinz. Allerdings hatten sie ihr Land in Dakota relativ billig verkaufen müssen, und in Kanada höhere Preise vorgefunden. So mussten sie relativ eng beieinander auf wenig Land leben. Daher waren sie gezwungen, neue Kolonien zu gründen, so dass insgesamt 23 Kolonien in den Jahre 1918 bis 1922 in den Provinzen Alberta und Manitoba entstanden.

Von der Weltwirtschaftskrise bis zur Gegenwart

Der Zensus von 1931 zeigte, dass die zweitmeisten Einwanderer immer noch aus den USA kamen, in den 20er Jahren wanderten durchschnittlich 23.000 von ihnen pro Jahr ein, 9.700 in den 30ern und 7.000 in den 40ern. Diese Zahl sollte in den 50ern wieder auf 10.000, in der ersten Hälfte der 60er wieder auf 12.000 ansteigen. Dabei nahm der Anteil der Amerikaner unter den Einwanderern stetig ab.

Nicht nur ihre Zahl ging zurück, sondern auch die Siedlungsschwerpunkte veränderten sich. Noch in den 20er Jahren zogen sie am liebsten in die Prärieprovinzen, am wenigsten häufig in die Maritimes am Atlantik. Ab den 30er Jahren zogen jedoch die meisten nach Ontario, wobei mit jedem Jahrzehnt British Columbia mehr von ihnen anzog. Québec zog dabei mehr von ihnen an, als die Atlantikprovinzen, aber erheblich weniger als Ontario. Ihr Anteil an der Einwanderung allerdings war vergleichsweise gering, insbesondere in Ontario, das große Einwanderermengen anzog. Hingegen war ihr Anteil in British Columbia immer sehr hoch.

Wie bei den meisten Einwanderergruppen begannen die wirtschaftlichen Schwerpunkte durchzuschlagen. So erklärten 1908 83 % der Amerikaner Landwirtschaft als ihr Ziel, 1968 waren es nur noch 3 %. Hingegen wollten 53 % einer abhängigen Beschäftigung nachgehen. Damit haben sie, auch wenn der Trend für alle Gruppen gilt, die Abwendung von der Landwirtschaft besonders stark vollzogen.

Kurz nach 1965 stieg die Zahl der offiziellen Einwanderer sprunghaft. Jeder zweite Amerikaner, der zwischen 1965 und 1990 auswanderte, ging nach Kanada. Ein klarer Grund dafür war der Vietnamkrieg. Ein weiterer wichtiger Grund war, dass Kanada mehr Wert auf Bildung legte und zahlreiche Universitäten entstanden. Dort herrschte bald Personalmangel. Von den 1963 eingewanderten 390 Hochschulprofessoren kamen 24,4 % aus Großbritannien und 44,6 % aus den USA. Den Höhepunkte erreichte diese Zuwanderung 1969 mit 2.398 Professoren, wobei die Verteilung zwischen Großbritannien und den USA als Herkunftsland sich nur unwesentlich veränderte. Zwischen 1965 und 1975 kamen über 16.000 Hochschullehrer aus dem Ausland, davon fast die Hälfte aus den USA.

Die Kriegsgegner und Deserteure ballten sich in den Metropolen, wobei Toronto der organisatorische Mittelpunkt dieser Sektion der Anti-Vietnamkriegsbewegung war. Die meisten blieben in Kanada, doch viele konnten auch nicht mehr in die USA reisen.

Amerikaner ballten sich zwar zunehmend in den Großstädten, doch auch in ländlichen Gebieten, meist grenznah, entwickelten sich Schwerpunkte. Im Madawaska County in Neubraunschweig kamen dabei vielfach die Kinder Französisch sprechender Eltern zurück. In Rainy River, Ontario, saßen viele Amerikaner, die die Zellstoff- und Papierindustrie angezogen hatte. In Südwest-Alberta sind es Nachkommen der Mormonen.

Seit dem Zensus von 1931 waren es vor allem Angehörige lehrender Berufe, die aus den USA kamen. 1971 gehörten 41 % der Zuwanderer aus dem Süden diesen Professionen an. Ab den 60er Jahren erscheinen zunehmend Amerikaner in den Krankheitsberufen, den konfessionellen und in den künstlerischen Bereichen. Hingegen fiel der Anteil der amerikanischen Arbeiter von 5,3 % im Jahr 1921 auf 1,2 % im Jahr 1981. Dabei kehrten die meisten Akademiker nach ihrem Kanadaaufenthalt in die USA zurück, und insgesamt waren die Amerikaner diejenige Einwanderergruppe, die am wenigsten Neigung hatte, auf Dauer zu bleiben. Dies, obwohl ihr sozialer Status bei weitem höher lag, als der der anderen Einwanderergruppen, aber auch als der der Kanadier im engeren Sinne.

Im Jahr 2000 wanderten 5.828 Amerikaner nach Kanada aus. 2005 waren es bereits wieder 9.262, 2006 10.942. 2005 wanderten hingegen noch 29.930 in die USA aus, 2006 waren es nur noch 23.913.1 Insgesamt rechnet man mit etwa einer Million Amerikanern in Kanada. Vielfach werden sie vom liberaleren Klima und den weniger scharfen sozialen Gegensätzen in Kanada angezogen.

Kultur

Die Amerikaner des 18. Jahrhunderts unterschieden sich kulturell sowohl von der französischen, als auch von der britischen Zuwanderergruppe. So brachten sie die im Kolonialstil errichteten Farmhäuser mit, gelegentlich sogar den Stil ihrer Herrenhäuser. Auch führte die Zuwanderung der Loyalisten zu einer Amerikanisierung des Englischen mit Blick auf Aussprache und Vokabular. Noch 1931 sprachen zudem 12,6 % der Amerikaner Französisch. Folgt man R.H. Coats und M.C. MacLean, so sprachen 68,72 % der Amerikaner in diesem Jahr Englisch als Muttersprache, 13,72 % Französisch, dazu kamen 17,56 % mit anderen Muttersprachen. Dies galt vor allem für die Amerikaner in Manitoba und Saskatchewan.

Die kulturelle Ähnlichkeit in den Städten führt insbesondere bei der englischsprachigen Mehrheit der Amerikaner dazu, dass sie als ethnische Gruppe schwer zu fassen sind. Sie haben keine übergreifenden Organisationen oder Vereine gebildet. Selbst der Ku Klux Klan wurde als Ku Klux Klan of the British Empire beworben, um ihm ein für Kanadier leichter annehmbares britisches Image zu geben. Auffällig ist allerdings die Bevorzugung bestimmter Sportarten, wie etwa Baseball.

Politik

Der Gegensatz zwischen Loyalisten und der Regierung von Nova Scotia führte zur Gründung von New Brunswick als eigene Kolonie, in der die Loyalisten vorherrschten. Ähnlich entwickelte sich die Situation zwischen Unter- und Oberkanada, zwischen Québec und Ontario. Sie brachten politische Vorstellungen und eine entsprechende Erfahrung und Rhetorik mit, die die britische Kolonialpolitik stark beeinflussten. So befürworteten sie eine repräsentative Regierungsform, sowie eine auf die Interessen der Kolonien ausgerichtete Politik. Einerseits glaubten sie an Recht und Ordnung, an Hierarchie und Einfügen in die Gesellschaft, andererseits an die Werte von Freiheit und Eigentum. Diese waren jedoch auf erwachsene Männer ihrer eigenen Herkunft und der aus Europa beschränkt. Zudem waren sie patriarchalischer ausgerichtet, die Familienoberhäupter mischten sich massiv in die lokale Politik ein. Trotz des politischen Gegenwinds, der ihnen seit dem Krieg ab 1812 entgegenwehte, stellten sie in Oberkanada 14,1 % der Mitglieder des Parlaments in den Jahren 1830 bis 1841, und das, obwohl die in den USA geborenen Amerikaner 1842 nur 6,7 % der Bevölkerung ausmachten. Allerdings waren sie in den oberen Rängen nur in geringem Maße vertreten, was möglicherweise damit zusammenhängt, dass sie zumindest theoretisch mit höherem Rang auf die US-Staatsbürgerschaft verzichten mussten.

Gouverneur James Douglas von Vancouver Island dehnte, um die hereinströmenden Goldsucher aus Kalifornien unter Kontrolle zu bringen, seine Autorität 1857 auf das Festland aus. Die Kolonie British Columbia wurde im November 1858 offiziell gegründet. Damit wollte Douglas verhindern, dass sich die Amerikaner begannen, selbst zu organisieren, und schließlich, so die Befürchtung, die Annexion durch die USA verlangen würden, wie es in Washington und Oregon, Kalifornien und weiteren Gebieten geschehen war.

Selbst in Alberta waren von den Parlamentsangehörigen der Jahre 1905 bis 1967 nur 10 % in den USA geboren, von denen wiederum die Hälfte der Social Credit Party angehörte. Von diesen Parlamentariern waren die meisten seit ihrer Kindheit in Kanada. Andererseits waren sehr viele Amerikaner auf der lokalen Ebene und bei freiwilligen Gemeinschaftsdiensten tätig (volunteers). Der einzige, der als Erwachsener aus den USA gekommen war, und in Kanada weit aufstieg, war Clarence Decatur Howe, der als Transportminister 1936 die Trans-Canada Airlines schuf.

Auch in anderer Hinsicht übten die Amerikaner erheblich Einfluss aus. So war die Gewerkschaftsbewegung stark von den USA inspiriert und gesteuert. E.T. Kingsley, der die Socialist Party of Canada lange führte, gilt als Beispiel für den radikalen, in den USA entstandenen Flügel der Arbeiterbewegung, dessen Traditionen sich mit europäischen mischten.

Beziehungen zu Kanadiern

Die Loyalisten wurden keineswegs überall mit offenen Armen aufgenommen. So wurde ihr Geist der Demokratie vielfach von den Eliten abgelehnt, ebenso wie ihre Ideale von der Gleichheit. Zudem fürchtete man, ihre Loyalität sei eher ungewiss, falls es zu einem Krieg mit den USA käme.

Als die USA am 18. Juni 1812 Großbritannien den Krieg erklärten und eine Armee unter General Isaac Hull in Oberkanada eindrang, schloss sich ein Teil der Amerikaner in Kanada an. Andere verhielten sich neutral, weigerten sich die Invasoren zu bekämpfen. Ähnliches spielte sich ab, als Amerikaner bei Fort Niagara vordrangen.

Um die starke Minderheit in den Griff zu bekommen, machte Großbritannien erhebliche Anstrengungen, um Briten von der Einwanderung nach Kanada zu überzeugen. 1816 entschied das Provinzparlament, amerikanische Kanadier, die während des Krieges in die USA gegangen waren, zu bestrafen. Wer Land erhalten wollte, musste seine Loyalität während des Krieges nachweisen, und dazu die seiner Eltern auf beiden Seiten. Ab 1817 sollten Zuwanderer aus den USA wie Fremde behandelt werden, bis sie eingebürgert waren - ein Erlass, der so gedeutet wurde, dass alle Amerikaner als Fremde behandelt wurden. Dies galt bis 1827.

Auch danach misstraute man, insbesondere in wirtschaftlichen Krisen, den Amerikanern, man machte sich Sorgen um die „Amerikanisierung“ des Westens. Goldwin Smith goss Öl ins Feuer, als er 1903 vorhersagte „The North-West will be American“. Der britische Journalist Howard Angus Kennedy traute dem Amerikaner zu, die letzte Unze Weizen aus dem Land zu holen, und den letzten Cent aus diesem Weizen, doch darin liege die Summe seines Lebens. Er möge kein Rowdy sein, aber seine moralischen Qualitäten seien vor allem negativ. Er sei eine menschliche „Farming-Machine“.2

Der Vietnamkrieg löste neuerliche Ressentiments aus, hinzu kam der verstärkte kanadische Nationalismus. So lehnte man amerikanische Investitionen und Eigentum ab. Hinzu kam, dass Amerikaner die Universitäten dominierten, insbesondere die Gesellschafts-, Wirtschafts und Politikwissenschaften. Der Abschluss des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens weckte neuerlich Befürchtungen, Kanada könne einen Ausverkauf erleiden. Bei Umfragen in den USA im Jahr 2002 stellte sich heraus, dass 40 % der Bevölkerung für eine Annexion Kanadas votieren würden.3

Literatur

Externe Links

Anmerkungen

  1. 1 ↑ O, Canada! More Americans Heading North, ABC News, 31. Juli 2007.
  2. 2 ↑ Howard Angus Kennedy: New Canada and the New Canadians, S. 110 (Google Books).
  3. 3 ↑ CTV News, 14. Oktober 2002

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